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Genealogie
Eine Analytik moderner Macht
pp. 80-147
Abstract
In der Archäologie des Wissens hatte Foucault bereits davon gesprochen, daß der Diskurs ein Gegenstand von Kämpfen, Strategien und Auseinandersetzungen ist. Das war nur konsequent, denn obwohl sich bei ihm zunehmend eine allein auf die internen Regeln von Diskursen abhebende Sicht durchgesetzt hatte, war doch auch (vor allem in den früheren Arbeiten) die Verschränkung von sozialer Praxis und wissenschaftlichem Diskurs Thema. Diese Fragestellung erobert sich Foucault nun Anfang der siebziger Jahre mit einem verblüffenden theoretischen Handstreich zurück. Denn was er in seiner berühmten Antrittsvorlesung Die Ordnung des Diskurses am Collège de France 1970 entfaltet, mutet zunächst wie ein Rückfall in geschichtsphilosophische Denkfiguren an. Statt gemäß der archäologischen Einstellung nur an konkreten Apriori, bestimmten Brüchen und regionalen Wissensformen interessiert zu sein, entfaltet Foucault hier ein »Meta-Narrativ« (Lyotard), also die geschichtsübergreifende Ezählform eines die abendländische Geschichte und Wissensgeschichte zugleich durchdringenden Grundprinzips. Ein »Wille zur Wahrheit«, so Foucault, durchherrscht das westliche Denken und Handeln seit dem Bruch mit der vorsokratischen Seinserfahrung.
Publication details
Published in:
Kögler Hans Herbert (1994) Michel Foucault. Stuttgart, Metzler.
Pages: 80-147
DOI: 10.1007/978-3-476-03978-1_3
Full citation:
Kögler Hans Herbert (1994) Genealogie: Eine Analytik moderner Macht, In: Michel Foucault, Stuttgart, Metzler, 80–147.