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Zum Verhältnis von schriftlicher und mündlicher Sprache in Schule, Legastheniebetreuung und Sprachtherapie
pp. 127-217
Abstract
Der Stand der Forschung und der Theoriebildung zum Verhältnis von gesprochener und geschriebener Sprache wird dargestellt und diskutiert. In der vorherrschenden Theorie gilt die Lautsprache als notwendige Voraussetzung für den Erwerb der Schriftsprache und für die Therapie von Störungen des Schreibens und Lesens. Nicht vereinbar mit dieser Theorie sind jedoch die Eigenschaften der Schriftsprache, die sie deutlich von der Lautsprache unterscheiden und ihren Eigenwert betonen. Durch die Materialität von Schrift wird Sprache gegenständlich und dauerhaft. Beides ermöglicht einen von der Lautsprache und der zeitlichen Struktur unabhängigen, direkten Bedeutungsbezug, einen höheren Abstraktheits- und Bewußtheitsgrad, Reflexion über Sprache sowie eine vollkommenere sprachliche Ausgestaltung. Die Untersuchungen zeigen, daß der Schriftspracherwerb zur Ermöglichung zahlreicher lautsprachlicher Fähigkeiten unumgänglich ist. In der Sprachtherapie liefert die Schrift kompensatorische Sprachaneignungsmöglichkeiten. Die systematische Einbeziehung von Schrift in die Sprachtherapie ist deshalb auch für die weitere lautsprachliche Entwicklung förderlich.
Publication details
Published in:
Kegel Gerd, Arnhold Thomas, Dahlmeier Klaus, Schmid Gerhard, Tischer Bernd (1988) Sprechwissenschaft & Psycholinguistik 2: Beiträge aus Forschung und Praxis. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 127-217
DOI: 10.1007/978-3-322-94162-6_4
Full citation:
Heinz-Unterberg Renate (1988) „Zum Verhältnis von schriftlicher und mündlicher Sprache in Schule, Legastheniebetreuung und Sprachtherapie“, In: G. Kegel, T. Arnhold, K. Dahlmeier, G. Schmid & B. Tischer (Hrsg.), Sprechwissenschaft & Psycholinguistik 2, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 127–217.