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Literaturaneignung als kommunikative Praxis
pp. 5-43
Abstract
Lektüre, Kritik, Interpretation sind Formen der Literaturaneignung, die in unterschiedlicher Weise, aber in untrennbarem Zusammenhang miteinander, die literarische Tätigkeit und die literaturwissenschaftliche Arbeit bestimmen. Ihre Erörterung zu Beginn dieser Einführung verfolgt den Zweck, den praktischen Stellenwert der Interpretation zu verdeutlichen, von deren Verwissenschaftlichung ich gesprochen habe. Daß dabei zugleich ein erster Umriß der »Institution Literatur« sichtbar wird, hängt mit der Tatsache zusammen, daß die einzelnen Formen und Stufen der literarischen Praxis nicht nur als individuelle, sinnhafte Handlungen begriffen werden dürfen, sondern in einen übergreifenden Funktionszusammenhang integriert sind. Literarische Kommunikation, die dem einzelnen Teilnehmer als ein »Dialog« zwischen Autoren und Lesern vorkommen mag, steht in einem funktionalen Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktionsverhältnisse einer Gesellschaft und ist weitgehend abhängig von ideologischen Institutionen und ihren sozialen Trägern (Link/Link-Heer 1980, 192 ff.). Auf die institutionellen Aspekte der literarischen Kommunikation will ich im Abschnitt 1.3. noch näher eingehen; hier kommt es mir zunächst darauf an, den historisch sich wandelnden Zusammenhang einer alltäglichen, in unserer Gesellschaft den meisten Menschen vertrauten und gewohnten Tätigkeit so zu entfalten, daß deren einzelne Stufen anschaulich werden.
Publication details
Published in:
(1997) Einführung in die Literaturinterpretation. Stuttgart, Metzler.
Pages: 5-43
DOI: 10.1007/978-3-476-04138-8_2
Full citation:
Schutte Jürgen (1997) Literaturaneignung als kommunikative Praxis, In: Einführung in die Literaturinterpretation, Stuttgart, Metzler, 5–43.